Alleine sein

Alleine mit sich zu sein, ist für manche Menschen eine Herausforderung. Zeit mit sich selbst zu verbringen und bewusst zu genießen, ist etwas Kostbares und Wundervolles. Die Stille, die Ruhe, der eigene Rhythmus sind sehr nährend und vor allem in unserer hektischen und lauten Welt mehr als notwendig, um in Balance zu bleiben.

Alleinsein wird manchmal mit Einsamkeit gleichgesetzt. Doch das ist es ganz und gar nicht. Alleinsein bedeutet die Anwesenheit von mir. Jemand, der die eigene Gesellschaft als angenehm und wohltuend empfindet, beschenkt sich damit selbst. Den eigenen Gedanken zu folgen, wahrzunehmen, was gerade ist und welche Gefühle auftauchen, macht manche Menschen unruhig. Es bietet jedoch die großartige Möglichkeit, sich selbst umfassend kennenzulernen. Durch nichts abgelenkt zu sein, nur sich selbst wahrnehmen, das ist tatsächlich ein Geschenk. Je mehr wir das schätzen lernen, desto öfter werden wir entdecken, wie viel wir uns selbst geben können. Sei es Liebe, Achtsamkeit, Aufmerksamkeit, Mitgefühl, Anerkennung - all das möchten wir so gerne immer wieder von anderen Menschen bekommen. Doch es ist nicht immer jemand zur Stelle, der das genau in diesem Augenblick erfüllt. 

Dieses Haben wollen von anderen Menschen kann uns abhängig machen - und wer möchte das wirklich sein?

Alleinsein gibt uns die Möglichkeit zu lernen, wie wir uns emotional unabhängig machen. Und das lässt uns tatsächlich zum Geschenk für Andere werden. Kein anderer Mensch kann auf Dauer die eigene Leere füllen. Das macht es auch in Beziehungen so schwierig, wenn es sogenannte "Verbraucherbeziehungen" sind. Ich gebe dir etwas, aber dafür musst du auch mir etwas geben. Klingt sehr anstrengend, und das ist es mit der Zeit auch.

Alleinsein ist sehr förderlich, den inneren Reichtum zu entdecken, mit sich selbst eine gute Beziehung aufzubauen und der beste Freund, die beste Freundin zu werden. Dadurch entsteht eine andere Art von Liebe, die nicht mehr von Erwartungen und Enttäuschungen geprägt ist.

Alleinsein hilft sehr, die innere Stimme besser wahrnehmen zu können. Ohne Lärm und Ablenkung von außen sind wir auf uns selbst zurückgeworfen, und das bietet wunderbare Möglichkeiten für die eigene Entwicklung. Natürlich werden wir auch unseren Schatten begegnen, die in eine Ecke des Unterbewusstseins geschoben worden sind. Doch auch diese gehören zum Leben. Sie möchten einfach gesehen und erlöst werden, damit sie uns nicht mehr länger belasten. 

Denn das tun sie, solange wir sie verdrängen und wegschieben. Durch den Versuch der Nichtbeachtung lösen sich nicht auf. 

Das Abenteuer Alleinsein zu wagen wird eine Belohnung bereithalten, so viel steht fest.